Sowohl Google als auch Apple haben begonnen, mit automatischen Zusammenfassungen der E-Mails zu experimentieren. Diese werden durch eine KI beim Eintreffen der Mails generiert, ohne Zutun des Absenders.

In Gmail muss diese Funktion (vorerst) noch aktiviert werden, doch vermutlich wird das später allgemein verfügbar gemacht werden, auch ohne vorherige Aktivierung.

Doch sind das für E-Mail Marketing gute oder schlechte Nachrichten?

 

Sowohl Licht als auch Schatten

Diese automatischen Zusammenfassungen haben mehrere Konsequenzen:

  • Kontrollverlust: Nach dem aktuellen Stand hat der Versender keine Möglichkeit, auf die generierte Zusammenfassung Einfluss zu nehmen (und zum Beispiel selber eine mitzuliefern). Dadurch kann es also passieren, dass die Zusammenfassung falsche Informationen enthält. Das ist besonders ärgerlich, wenn eigene Texte (z.B. der Vorschautext) dadurch ersetzt wird.
  • Die Öffnungsraten können sinken: Schlechte oder gar fehlerhafte Zusammenfassungen könnten dazu führen, dass die Mailings nicht geöffnet und gelesen werden. Das gilt umso mehr für den Fall, dass der Leser anhand der Zusammenfassung denkt, dass die Inhalte des Newsletters nicht interessant sind.
  • Die Öffnungsraten können steigen: Umgekehrt kann die Zusammenfassung aber durchaus auch für eine Verbesserung der Öffnungsrate führen. Nämlich wenn der Text den Leser auf Inhalte aufmerksam macht, die er durch die Betreffzeile und den Vorschautext nicht gesehen hätte.
  • Für den Leser vermutlich positiv: In unserer schnelllebigen Zeit werden die Zusammenfassung wahrscheinlich willkommen geheißen werden. Denn sie sparen Zeit und helfen dabei, relevante Newsletter von weniger interessanten Mailings zu unterscheiden.

 

Was sollten Sie als Versender tun?

Noch ist relativ unklar, wie die KI eine Zusammenfassung erstellt und wie man das als Versender möglicherweise etwas beeinflussen kann. Folgende Tipps können im Umgang mit dem neuen Feature jedoch hilfreich sein:

  • Überschriften sind besonders wichtig: Gute, aussagekräftige Überschriften sind einerseits für den Leser hilfreich, werden aber vermutlich auch bei der KI-Zusammenfassung eine besondere Rolle spielen. Vor allem, wenn die Überschriften im HTML-Code auch korrekt als Überschriften erkennbar sind.
  • Keine Inhalte nur in Bildern: Achten Sie darauf, keine wichtigen Inhalte ausschließlich in Bildern zu kommunizieren. Denn diese Informationen sind (derzeit) für die KI nicht sichtbar. Auch die Bildbeschreibungen werden derzeit von Apple und Google ignoriert.
  • Betreff ohne Bezug zum Vorschautext: Achten Sie darauf, sich bei der Betreffzeile nicht auf Informationen des Vorschautextes zu beziehen. Denn es könnte sein, dass Ihr Vorschautext durch die KI-generierte Zusammenfassung ersetzt wird.
  • Achten Sie auf die Länge: Newsletter sollten ohnehin nicht allzu lang sein, sondern die meisten Themen nur an-teasern und dann weiter verlinken. Dafür gibt es mehrere gute Gründe. Je knackiger der Newsletter, umso weniger wird eine Zusammenfassung einen Mehrwert bieten können.
  • Dennoch Vorschau-Text definieren: Auch wenn er durch die KI ersetzt werden könnte, definieren Sie dennoch den Vorschau-Text. Denn für viele Mail-Programme ist er nach wie vor relevant.
  • Thematisch passende Inhalte: Je mehr es einen thematischen „roten Faden“ in Ihrem Newsletter gibt, desto besser werden vermutlich die Zusammenfassung sein. Wenn Ihr Newsletter ein thematisches Sammelsurium ist, wird sich die KI eher schwer tun.
  • Gute Struktur: Achten Sie auf eine gute Strukturierung des Newsletters, d.h. eine gute optische Trennung der Inhalte, zum Beispiel durch Trennlinien. Auch das macht es sowohl für den menschlichen Leser, aber auch für die KI einfacher, die einzelnen Themen und Artikel zu unterscheiden.

 

Die Verbreitung wird zunehmen. Aber nicht sofort.

Da die KI-Funktionen viel Rechenleistung und auch Speicher benötigen, sind sie derzeit auf Smartphones auf einige Modelle beschränkt, vor allem im höheren Preissegment. Apple bietet diese Funktion zum Beispiel ab dem iPhone 15 Pro an, Google ab Pixel 8.

Es wird also dauern, bis ein sehr großer Anteil an Smartphones mit KI-Funktionen ausgestattet werden. Doch es besteht wohl kaum ein Zweifel, dass diese Funktionen sich immer mehr verbreiten.

Da ist es ratsam, frühzeitig entsprechende Maßnahmen zu treffen.
Zumal die meisten Maßnahmen auch der User-Experience für den Leser dienen.

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Über den Autor

Michael Kornfeld ist mit einer über 25-jährigen Laufbahn ein leidenschaftlicher Verfechter von E-Mail-Marketing. Er hält zahlreiche Seminare und Fachvorträge und zählt zu den renommiertesten Experten Österreichs auf diesem Gebiet.

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