Zugegeben: Dieser Blog-Artikel ist entstanden, weil ich zum x-ten Mal einen Entwurf für ein Newsletter-Design bekommen habe, wo eines sofort klar war: Der Grafiker hat leider keinen Schimmer von dem Medium.
Das ist ärgerlich, kostet Zeit, Geld und Nerven. Dabei kann man den Prozess deutlich abkürzen (und die Verärgerung reduzieren), wenn man dem Designer einige Fragen stellt, sobald der erste Entwurf eintrudelt.
Hier meine Top-10 dieser wichtigen Fragen:
1) Hat das Design die richtige Breite?
Ein Newsletter ist keine Website. Denn die Mail-Programme haben Elemente, die Platz einnehmen. Deshalb empfiehlt sich eine maximale Breite von 780 Pixeln.
2) Wurde die Bilder-Blockade berücksichtigt?
Bei einem wesentlichen Teil der Empfänger werden die Bilder nicht angezeigt werden. Das kann gut und gerne 50% Ihrer Leser betreffen. Deshalb sollten Sie als Kunde eine Version des Designs verlangen, bei der alle Bilder blockiert dargestellt werden (einfach die Bilder durch Platzhalter ersetzen). Nur so können Sie beurteilen, ob hier essentielle Elemente eventuell unsichtbar sind.
3) Wie soll die mobile Version aussehen?
Je nach Zielgruppe wird ebenso ein markanter Anteil Ihrer Leser den Newsletter auf einem Smartphone öffnen. Lassen Sie sich also nicht nur eine Desktop-, sondern auch eine mobile Version zeigen.
4) Wurde der Lesebereich berücksichtigt?
In einigen Mail-Programmen wie zum Beispiel Outlook kann man einen „Lesebereich“ einstellen (auch Vorschau-Fenster genannt). Dort sieht der Leser den oberen Bereich eines Newsletters. Dieser Bereich ist sehr wichtig, weil dort natürlich Aufmerksamkeit und Neugier erzeugt werden kann. Wurde darauf Rücksicht genommen?
5) Wurden nur Systemschriften verwendet?
Es mag lästig sein, aber viele Mail-Programme unterstützen Custom Fonts (Webschriften) einfach nicht. Danke, Outlook. Da bleibt nichts anderes übrig, als eine der Systemschriften (Arial, Verdana, Times New Roman & Co.) zu verwenden.
6) Sind die Farben eh sicher alle in RGB und nicht in CMYK definiert?
Klingt absurd, aber das passiert immer wieder. Ein Newsletter wird auf einem Bildschirm gelesen. Und dort gilt ausschließlich die RGB-Farbpalette! CMYK-Farben haben in einem Newsletter-Design nichts zu suchen.
7) Sind die Texte nicht so lang wie die Bilder hoch?
Es ist ein überaus beliebter „Trick“ fast aller Designer: Die Blindtexte passen genau zu den Bildern, sind also genau so lang wie die Bilder daneben hoch sind. Doch in der Praxis lässt sich das nicht immer so genau steuern. Daher wäre wichtig zu wissen, wie sich das Design bei deutlich kürzeren oder auch längeren Texten verhält.
8) Werden keine Features eingesetzt, die gar nicht umsetzbar sind?
Klassisches Beispiel: Videos. Outlook und einige andere Mail-Programme spielen sie einfach nicht ab. Auch Formulare funktionieren nicht, selbst simple Hintergrundbilder werden nicht überall unterstützt. Ein Design muss deshalb sicherstellen, dass alle Elemente auch technisch umsetzbar sind. Animierte Bilder zum Beispiel funktionieren inzwischen problemlos. Man muss nur wissen, was tatsächlich funktioniert.
9) Wie sieht das Design auf Geräten mit „dark mode“ aus?
Auf einigen Smartphones lässt sich ein „dark mode“ einstellen. Der bewirkt, dass Mailings durch das Betriebssystem farblich verändert werden und zum Beispiel einen dunklen Hintergrund bekommen. Je nach Anteil an Smartphone-Lesern sollte ein Newsletter-Design das berücksichtigen.
10) Ist Barrierefreiheit ein Thema?
Last, but not least: Das Thema Barrierefreiheit (bzw. -armut) kann je nach Unternehmen und Zielgruppe unterschiedlich wichtig sein. Falls es ein Thema ist, gibt es auch für den Designer etwas zu tun: Zum Beispiel ausreichende Kontraste, große Schriften und so manches mehr.
Fazit: Gute Newsletter-Designs berücksichtigen viele Faktoren.
Ein gutes Newsletter-Design ist nicht einfach zu entwickeln. Es sollte viele unterschiedliche technische Rahmenbedingungen berücksichtigen, gleichzeitig aber auch die zahlreichen Vorteile des Mediums nutzen.
Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn.
Über den Autor
Michael Kornfeld ist mit einer über 25-jährigen Laufbahn ein leidenschaftlicher Verfechter von E-Mail-Marketing. Er hält zahlreiche Seminare und Fachvorträge und zählt zu den renommiertesten Experten Österreichs auf diesem Gebiet.