Zugegeben: Es ist natürlich sehr verführerisch, die Newsletter-Texte von ChatGPT & Co. schreiben zu lassen. Das geht schnell, kostet nichts und man muss sich wenig Gedanken dazu machen.

Meiner Meinung nach ist das allerdings keine allzu gute Idee. Denn mittel- bis langfristig hat das wesentliche Nachteile.

 

1) Texte werden generischer.

ChatGPT kann ganz gut texten, aber: Es ist eine Maschine. Wenn viele Unternehmen Ihre Texte von einer KI schreiben lassen, dann werden die Texte immer austauschbarer. Sie werden langweilig.

Wirklich gute Texte haben Persönlichkeit. Sie spiegeln die Werte eines Unternehmens wider, sie lassen den Autor erkennen. Sie haben Humor, sie haben einen Stil.

Gute Texte sind mehr Aufwand, ja. Doch sie funktionieren. Und sie bewegen Menschen dazu, bei einem Unternehmen zu kaufen und bei einem anderen nicht.

 

2) Es gibt ein Risiko für rechtliche Probleme.

Wenn ChatGPT Texte generiert, dann greift es auf eine riesige Datenbank von Texten zu. Dabei kann kaum ausgeschlossen werden, dass manche Textpassagen nahezu unverändert in Ihren Text gelangen.

Doch sobald das kein trivialer Allerwelts-Satz ist, kann es passieren, dass der Text – oder Teile davon – urheberrechtlichen Schutz genießt. Und dann flattert vielleicht einmal eine fette Abmahnung ins Haus.

Das Risiko mag vielleicht gering sein; doch ausschließen lässt sich das kaum.

 

3) ChatGPT schreibt manchmal blanken Unsinn.

Wenn es um faktische Informationen geht, brauchen Sie fundiertes Know-how, um die inhaltliche Qualität des Textes überprüfen zu können. Denn manchmal schreibt ChatGPT einfach völligen Unsinn oder erfindet Details. Man nennt das „Halluzinationen“ und das Internet ist voll solcher Beispiele.

Doch wenn man den Text so genau überprüfen muss, kann man ihn gleich selber schreiben.

 

4) KI neigt zu Geschwafel.

Kurze und knackige Texte sind nicht die Stärke von ChatGPT & Co. Doch gerade das ist bei Texten für Newsletter wichtig! Denn kaum jemand liest einen Newsletter, denn Newsletter werden überflogen.

Je länger ein Newsletter bzw. dessen Texte sind, desto weniger wird er gelesen. Deshalb ist es so wichtig, die wesentlichen Aussagen wirklich knackig zu formulieren.

 

5) Ein Newsletter-Text muss neugierig machen!

Für Newsletter-Texte hat sich das „Teaser-Prinzip“ bewährt: Ganz kurze Texte, die in erster Linie neugierig machen, und dazu ein Link für weiterführende Informationen auf der Landing-Page / Website. Das hält den Newsletter schlank, dient dem „Scannen“ des Newsletters und ist eine wichtige Basis für die Erfolgskontrolle (durch die Klicks).

Das kann ChatGPT allerdings (noch) nicht. Die KI-Texte sind normalerweise eher faktisch, eher rational, eher zweck-orientiert. Doch das sorgt nicht unbedingt für immense Neugier.

 

6) ChatGPT kennt keine CI.

Sie haben eine Corporate Identity, einschließlich einer „Corporate Language“ definiert – jedenfalls sollten Sie so etwas haben. In einem solchen Dokument werden Rahmenbedingungen für die Texte definiert: Rechtschreibung, Verwendung von Produktnamen, Einsatz von Humor, Verwendung von Anglizismen, wichtige Begriffe für Suchmaschinen-Optimierung, und einiges mehr.

Damit wird ein einheitliches Auftreten des Unternehmens in seinen Texten sichergestellt.

Doch ChatGPT kennt Ihr Corporate-Language-Manual nicht. Und kann sich damit auch nicht an diese Rahmenbedingungen halten. Das bedeutet: Texte müssen angepasst und umgeschrieben werden.

 

Fazit: Besser manchmal, aber nicht immer!

Ja, ChatGPT & Co. sind praktisch. Zweifellos. Und natürlich spricht nichts dagegen, hin und wieder einen Text durch die KI schreiben zu lassen. Oder die KI zeitintensive Vorarbeit machen zu lassen und dieses Ergebnis als Ausgangsbasis für einen eigenen Text zu verwenden.

Ja, die Tools können sehr praktisch sein. Doch am Ende des Tages sind sie Mittel zum Zweck. Doch wenn Texte dadurch immer austauschbarer werden, sollten sich Unternehmen überlegen, ob etwas mehr Zeitaufwand durch einen Menschen nicht vielleicht doch eine gute Investition sein kann.

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Über den Autor

Michael Kornfeld ist mit einer über 25-jährigen Laufbahn ein leidenschaftlicher Verfechter von E-Mail-Marketing. Er hält zahlreiche Seminare und Fachvorträge und zählt zu den renommiertesten Experten Österreichs auf diesem Gebiet.

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